Sarband: Cantico

Ausführungen
Audio CD
14,99 €*
MP3
256kbps, mit Booklet (Texte & Übersetzungen)
8,00 €*
FLAC
16b/44,1khz, mit Booklet (Texte & Übersetzungen)
9,00 €*
WAV
16b/44,1khz, mit Booklet (Texte & Übersetzungen)
10,00 €*
Hörproben
  • 1 Gloria in Cielo
  • 2 Hicaz Ilahi
  • 3 Sancto Lorenzo
  • 4 Hüseyni Ilahi
  • 5 O Divina Virgo
  • 6 Ecco la Primavera
  • 7 Tre Fontane
  • 8 Hicaz Ilahi
  • 9 Cantico
  • 10 Ezan - Segah Tekbir - Salat

Cantico 
Mittelalterliche Italienische Lauden und muslimische Sufimusik in der Tradition des
Hl. Franziskus von Assisi und von Mevlana Rumi.

"Eine anspruchsvolle Reise zwischen Orient und Okzident." Cosmopolitan, 3/1991

"Ihre musikalischen Forschungsergebnisse stellt diese einzigartige Gruppe mit einer mitreißenden Spielfreude vor. " Transparent, 3/2000

Als CD im Versand und als Download: Sie erhalten nach Ihrer Bestellung sofort eine Mail mit den Links zum zweimaligen Download der Tracks in bester MP3-Qualität, oder als verlustfreies FLAC-Format, oder in CD-Qualität als WAV-Files, mit komplettem Booklet (Liedtexte & Übersetzungen).

SARBAND
Vladimir Ivanoff

Fabio Accurso — Cetra, Traverse, Perkussion, Schalmeien
Rose Bihler-Shah — Gesang, mittelalterliche Streichinstrumente
Paolo Giuseppe Cecere — Viella, Drehleier, Schalmeien, Zugtrompete, Gesang
Mustafa Doğan Dikmen — Gesang, Kudüm
Alison Gangler — Schalmeien
Vladimir Ivanoff — Laute, Organetto, Perkussion
Cornelia Melián — Gesang, Organetto, Blockflöte
Fatih Ovalı — Tanbur, Perkussion
Íhsan Özer — Kanun, Perkussion
Ahmed Kadri Rizeli — Kemence, Perkussion
Nejad Şansal — Ney
Saam Schlamminger — Perkussion
Mehmet Cemal Yeşilçay — Ud, Perkussion

Chor: Erbil Günar, Mustafa Gürle, Roger Hefele, Oliver Kälbere,
Thomas Näbauer, Ercan Verol, Mehmet Yurttaş

 

CANTICO
Das Programm macht den Einfluß islamischer Mystik auf die religiöse europäische Musik des Mittelalters deutlich: traditionelle sufische Musik wird den Gesängen der italienischen laudesi des 13. und 14. Jahrhunderts gegenübergestellt.

 Mystik:

Die Mystik des Islam, der Sufismus, hatte ihre Voraussetzungen in den asketischen und kontemplativen Tendenzen des Propheten Mohammed. Bei ihrer Entwicklung waren aber auch Einflüsse des syrischen Mönchs­tums, der Schriften des Dionysius Areopagita und der indischen Mystik von Bedeutung. Genau wie die christliche und die jüdische Mystik erscheint auch der Sufismus teils in einer spekulativen Form, teils als emotionale Liebes-Mystik. Im Christentum wurde die Mystik zunächst in relativer Weise, aus der hellenistischen Umwelt, rezipiert. Eine absolute Rezeption erfolgte erst mit dem Einströmen des Neuplatonismus im Osten mit Dionysius Areopagita und im Westen mit Augustinus.

 Der mystische Heilsweg im Christentum wird dreifach gegliedert in via purgativa, illuminativa, unitiva. Ver­gleichbar ist im Sufismus die Teilung in saria (Gesetz), tarîqa (mystischer Weg), haqîqa (Wahrheit).

 Ekstase:

Da die Ekstase, das "Außersichsein" des Menschen als Höhepunkt religiöser Erfahrung gilt, haben sich die Mystiker vieler Religionen um ihre Vorbereitung und Ausübung bemüht. Der Sufismus unterscheidet zwischen wagt, der plötzlichen, als Gnade geschehenden Ekstase, und tawâgud, dem sich-in-Ekstase-zu-versetzen-Suchen. Dies kann z.B. durch den Tanz, wie bei den Mevlevi-Derwischen, durch Fasten und Kasteiungen, die ständige Wiederholung einer religiösen Formel oder durch die Kontemplation der Sakramente geschehen. Es entsteht ein Zustand, der jenseits der reihenmäßig ablaufenden Zeit liegt, in dem in einem Erkenntnisakt die Fülle der Zeiten, das "Ewige Jetzt", erfahren wird:

 Der deutsche mittelalterliche Mystiker Meister Ekkehart: Da hörte ich ohne Laut, da sah ich ohne Licht, da roch ich ohne Bewegen, da schmeckte ich, was nicht war, da spürte ich das, was nicht bestand.

 Der orientalische Mystiker und Sänger Ibn al-Farid: Mein Auge sprach, während meine Zunge schaute, meine Hand hörte, und mein Ohr wurde zur Hand.

 Die Lauda

 Ebenso wie in Spanien, hat auch die geistliche Dichtung Italiens Ähnlichkeit mit orientalischen Vorbildern. Wie die spanische Cantiga gehört die italienische lauda dem Bereich der volkstümlichen geistlichen Musik an. Die italienischen Laienbrüderschaften des Mittelalers (laudesi), aus Handwerkergilden entstanden, sangen Lauden in ihren Gebetsversammlungen. Die einstimmige lauda des 13. und 14. Jahrhunderts, gregorianischen Sequenzen oder weltlichen Tanzliedern nachgeformt, ist gleichzeitig von der rhythmischen Prosa des Cantico delle Creature(Sonnengesang) des Francesco d'Assisi abhängig. Als Missionar besuchte Franziskus den Nahen Osten, der Cantico ist auch ein Spiegel seiner Reiseeindrücke. Dielauda ist musikalisch meist durch einfache, sich stufenweise fortbewegende Melodien und einen tänzerischen Rhythmus gekennzeichnet.

 Im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert trennten sich Aufführende und Zuhörer; die Lauden wurden nicht mehr von den Bruderschaften selbst, sondern innerhalb der Andacht von professionellen Musikern gesungen, die oft zu diesem Zweck populäre weltliche Melodien mit neuen geistlichen Dichtungen versahen.

 Musik der Sufi-Brüderschaften (iIâhî: Hymne):

 Die Wurzeln des Sufismus liegen in den Versammlungen gläubiger Moslems im 8. Jahrhundert, in denen Suren des Korans und andere religiöse Texte zusammen laut rezitiert wurden. Wie die Laientheologie der laudesi, verdankt auch der Sufismus seine Popularität dem unmittelbaren und persönlichen Ausdruck der religiösen Gefühle der Massen, die - christlichelaudesi und moslemische sufi - zum Teil von der zu stark abstrahierenden theologischen Lehre enttäuscht waren.

Seit dem 13. Jahrhundert formierten sich die Gläubigen, unter der Anleitung eines sheiks, zu Brüderschaften. 1207 wurde in Balkh der Mevlana Celaleddin el Rumi geboren, der die zentralen Grundsätze des Sufismus formulierte. Sein Sohn, Sultan Veled, begründete den Orden der mevlevi.

 Die italienischen laudesi-Brüderschaften und die islamischen Sufi-Orden haben in ihrer Form der Glaubens­äußerung, ihrer Entwicklung und in der Struktur ihres musikalischen Repertoires auffällige Parallelen. Der ilâhî, zentraler Bestandteil des musikalischen Repertoires vieler Sufi-Brüderschaften, aber auch außerhalb derer in der Volkskultur verbreitet, ist wie die lauda durch eingängige Melodien, strophische Form und tänzerische Rhythmik gekennzeichnet.

 Die musikalische Wurzeln des ilâhî liegen in der traditionellen Rezitation des Koran. Seit dem 8. Jahrhundert entwickelte sich eine Schule des Koranvortrags, die sich von der sanktionierten syllabischen Rezitation immer mehr entfernte und einen eigenen, künstlerisch und gesangstechnisch verfeinerten Stil entwickelte: qira'a bi-l-alhan, der Vortrag mit weltlichen Melodien. Der Koranleser des Kalifen Harun al-Rashid (786-809) ließ, nach zeitgenössischen Berichten, den Koran wie ein klassisches Kunstlied erklingen. Diese Bewegung der Koran­rezitation breitete sich schnell in das islamische Spanien und nach Sizilien aus, obwohl sie (wie im Christentum der Vortrag geistlicher Texte zu Liebes-, Volks- und Tanzliedern in der lauda und sequentia) von orthodoxen Gläubigen abgelehnt wurde.

 Die instrumentale Begleitung des ilâhî bei Andacht und Prozession ist, wie bei der lauda, seit frühester Zeit belegt. Pilger (haji) nach Mekka wurden mit ilâhî, die in Prozzessionen mit Musikkapellen aufgeführt wurden verabschiedet. Im islamischen Fastenmonat ramadan sind viele instrumental begleitete ilâhî bestimmten Monatstagen zugeordnet.

 Derilâhî vermittelt, wie die lauda , zentrale Glaubensgrundsätze in einfacher und klarer Aussage. Oft klagt sich im letzten Vers der Textdichter selbst als Sünder vor Gott an. Dies erinnert an den Bußcharakter vieler laude, vor allem derer, die mit den büßenden und geißelnden Brüderschaften der diciplinati in Verbindung stehen.

1. Gloria in Cielo     [3:45]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
2. Hicâz Ilâhî     [6:08]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
3. Sancto Lorenzo, martyr d'amore     [6:48]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
4. Hüseyni Ilâhî     [6:27]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
5. O divina virgo     [4:12]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
6. Ecco La Primavera /
Preghiam Jesu con lieta ciera     [4:10]
Francesco LANDINI, arr.: V. Ivanoff
 
7. Tre fontane     [8:27]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
8. Hicâz Ilâhî / Kaside / Hicâz Ilâhî     [12:39]
Trad., arr.: V. Ivanoff
 
9. Cantico delle Creature     [5:15]
Musik: V. Ivanoff, Text: Francesco d'Assisi
 
10. Ezân-i Muhammedi / Segâh Tekbir     [5:24]
( Arr.: Buhurrizâde Mustafa Itrî) /
Salât-i ümmiye (Arr.: Hatip Zakiri Hasan Efendî)



* inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten (ausser Downloads)