Sarband: Sepharad
- 1 Una matika de ruda
- 2 Anderleto
- 3 Morikos
- 4 Nani, Nani
- 5 Gerineldo
- 6 Abenamar
- 7 La rosa enflorese
Lieder der spanischen Juden im Mittelmeerraum und im Osmanischen Reich
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"Das Liedgut des entwurzelten Volkes wird so lebendig aufbereitet, daß nicht nur die Anhänger Alter Musik, sondern auch Ethno- und Worldmusic-Fans begeistert sein werden." Harald Kepler, Hifivision 7/1996
"Vladimir Ivanoff, experimentierfreudiger Produzent mittelalterlicher Weltmusik, führt dieses lebendige Zeugnis einer großen, sensiblen Kultur mit seinem international besetzten Ensemble Sarband auf ‘Sepharad’ eindrucksvoll um." Christian Salvesen, Rolling Stone 6/1996
"… die Interpretation ist sehr überzeugend: die Sänger sind ausgezeichnet und es wird sehr lebendig gesungen und gespielt." Johan van Veen, AMA 7-8/1996
"In jedem Fall vermittelt sich ein sehr lebendiges, engagiertes, einfühlsames Musizieren, und wer ein Faible fürs Exotische hat, kann sich ganz unvoreingenommen den geheimnisvollen und archaischen Klängen hingeben." Elisabeth Richter, Concerto 14 (1997)
Fadia El-Hage (Libanon): Gesang
Belinda Sykes (England): Gesang, Schalmeien, Dudelsack
Mustafa Dogan Dikmen (Türkei): Ney, Kudüm, Gesang
Ihsan Mehmet Özer (Türkei): Kanun
Ahmed Kadri Rizeli (Türkei): Kemençe , Perkussion
Mehmet Cemal Yesılçay (Deutschland, Türkei): Ud, Djura, Perkussion
Vladimir Ivanoff (Deutschland, Bulgarien): Perkussion, Ud, Renaissancelaute
Musikalische Leitung: Vladimir Ivanoff
Recording: Jochen Scheffter, Dr. Vladimir Ivanoff, Beirut, Istanbul, München, 1994
Post Production: Friedrich Thein, Vladimir Ivanoff, Bremen, 1994
Musical Producer: Dr. Vladimir Ivanoff
Sephardische Musik: Geschichte und Geschichten
Die spanischen Juden tradierten in der Diaspora ihre mittelalterliche spanische Vergangenheit - Bräuche, Musik und Sprache - mit großer Konsequenz. Die charakteristischen traditionellen Lieder der Sepharden waren und sind noch heute die romanzas in jüdisch-spanischer Sprache - judezmo - heute manchmal fälschlich als ladino (dieser Begriff bezeichnet eigentlich Übersetzungen aus dem Hebräischen in das Spanische: ladinar) bezeichnet (djudiyo in der Levante, haketiya im Maghreb). Die Texte dieser Lieder erzählen vom Leben der spanischen Juden und von der spanischen Geschichte. Aus dem spanischen Mittelalter sind nur wenige schriftliche Zeugnisse dieser Musik erhalten. Neben den Schilderungen sephardischer Musik in mittelalterlichen Quellen kann uns jedoch die mündlich überlieferte Tradition der Sepharden als Wegweiser durch diese ungeheuer reiche musikalische Kultur dienen.
Die Entwicklung der sephardischen Musik ist untrennbar mit der Geschichte der spanischen Juden nach ihrer Vertreibung verbunden. Die Sepharden ließen sich nach ihrer Vertreibung aus Spanien und Portugal in zahlreichen Gemeinden vor allem im Mittelmeerraum nieder. Dort pflegten sie ihr aus Spanien mitgebrachtes Liedgut und versuchten ihre spanische Kultur zu bewahren. In der neuen Umgebung, meist weit entfernt von spanischem Einfluß, lebten sie in engen Gemeinschaften, ihre spanische Muttersprache trotzig bewahrend und ihre spanische Vergangenheit glorifizierend.
Da das Liedrepertoire ein wesentlicher Bestandteil des sephardischen Gemeindelebens war und teilweise noch ist, konnten ihre Lieder über fünf Jahrhunderte erhalten bleiben. Diese lebendige Tradition, in der die Exilanten alte spanische Epen in spätmittelalterlichem kastilischem Spanisch tradierten, wurde durch den Kontakt mit den verschiedenen Sprachen und Musikkulturen der Länder, in denen die Sephardim lebten, wesentlich beeinflußt. Die sephardische Lebenswelt vermischte sich im Laufe der Zeit mit den lokalen Traditionen ihrer Gastländer. Jüdische Musiker hatten bereits im mittelalterlichen Spanien eng mit Musikern aus anderen Kulturen zusammengearbeitet; diese Tradition wurde nach dem Exodus nahtlos fortgesetzt. Nicht nur wurden Melodien übernommen um geistliche und weltliche Dichtung vorzutragen, sondern auch viele musikalische Elemente, wie das modale Tonsystem, rhythmische und metrische Merkmale, melodische Verzierung und Kadenzformeln, flossen in das traditionelle Repertoire ein. Daneben entstanden zahlreiche neue Lieder, die heute den Hauptteil des noch gesungenen Repertoires ausmachen.
Spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts stellten die sephardischen Kolonien des westlichen und des östlichen Mittelmeerraums (Osmanisches Reich) zwei voneinander weitgehend unabhängige Kulturen dar. Die "westliche" bzw. nordafrikanische konnte wegen der geographischen Nähe ihren Kontakt zur iberischen Halbinsel weiter pflegen, während die "östliche" überwiegend neuen Einflüssen ausgesetzt war.
Man kann daher innerhalb des sephardischen Liedguts, was sein Repertoire, seine melodischen Strukturen und seine Aufführungspraxis betrifft, zwei Haupttraditionen unterscheiden: die des östlichen Mittelmeerraums, hauptsächlich unter türkischem und balkanischem (generell osmanischem) Einfluß und die des westlichen Mittelmeerraums, wesentlich beeinflußt durch marokkanische und spanische Elemente. Mit dem zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Einfluß Europas auf den Nahen Osten seit der Kolonisationszeit nahm vor allem in Nordafrika auch der musikalische Einfluß aus dem Westen zu.
Die formalen Übereinstimmungen eines Teils der Lieder aus der westlichen und der östlichen Überlieferung, also zweier voneinander unabhängiger Musiktraditionen mit nur sehr wenig gegenseitigem Austausch, weist darauf hin, daß beide Traditionen unabhängig voneinander wohl teilweise Repertoire bzw. Merkmale der mittelalterlichen sephardischen Romanzen-Tradition in Spanien überliefert haben. Aus Saloniki und Konstantinopel, den beiden zentralen Kolonien im Osmanischen Reich, emigrierten Sepharden weiter nach Jerusalem, wo eine bedeutende sephardische Gemeinde entstand, die noch heute ein Amalgam palästinensischer, türkischer und balkanischer Elemente darstellt. Daher erklären sich die vielen Übereinstimmungen in Text und Melodie zwischen palästinensischen und balkanischen Liedern.
In der traditionellen sephardischen Musikausübung dominiert die weibliche Gesangsstimme. Viele der in den Liedern angesprochenen Themen werden aus der Sicht von Frauen geschildert. Frauen waren es, die in der Diaspora ihre sephardische Vergangenheit an ihre Töchter weitergaben. In der heute noch lebendigen Tradition begleiten sich die Sängerinnen mit der Rahmentrommel pandeiro. Der spanische Mönch Andres Bernáldez, beobachtete die Vertreibung der Juden aus Spanien und hinterließ die folgenden Zeilen, die die wichtige Rolle der Frauen in der sephardischen Gesangstradition auch historisch belegen: “Sie verließen das Land, in dem sie geboren waren. Klein und groß, jung und alt, zu Fuß, auf Mauleseln oder in Karren, folgte jeder seinem eigenen Weg zu dem von ihm gewählten Ziel. Sie hielten am Straßenrand, einige vor Erschöpfung zusammenbrechend, andere krank, andere sterbend. Es gab kein lebendes Wesen, daß nicht Mitleid mit diesen unglücklichen Menschen haben konnte. Auf dem ganzen Weg wurden sie dazu gedrängt, die Taufe zu empfangen, doch ihre Rabbiner wiesen sie an, sich zu weigern, und flehten die Frauen an, zu singen und die Trommel zu schlagen, um ihre Seelen zu erbauen.”
In der Diaspora wurden die sephardischen Romanzen später teilweise von professionellen, meist männlichen, jüdischen Musikern adaptiert und in Kaffee- und Wirtshäusern mit großem Erfolg vorgetragen. Genauso wurden - und werden noch heute - geistliche Texte, z. B. von piyyutim mit Romanzen-Melodien unterlegt.
Die Romanze
Die Romanze war bereits im spanischen Spätmittelalter und in der Renaissance eine sehr populäre Liedform. Sie wurde ursprünglich als mündlich überliefertes Volkslied gepflegt und erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts am spanischen Hof eingeführt. Die Romanze des 15. Jahrhunderts, wie sie unter anderem im Cancionero musical de Palacio und (als romance viejo betitelt) in den Tabulaturen der Vihuelisten aus dem 16. Jahrhundert erhalten ist, hat überwiegend (wie auch die meisten sephardischen Romanzen, vor allem in der östlichen Überlieferung) eine poetische Struktur von 16silbigen Textzeilen mit assonanten Reimen und eine musikalische Form mit vier gleichlangen musikalischen Phrasen.
Die erste musikalische Phrase hat häufig eine bogenförmig aufsteigende, dann wieder absteigende melodische Kontur; manchmal ist auch reine Aszendenzmelodik anzutreffen. Die zweite melodische Phrase liegt meist höher und berührt auch den melodischen Höhepunkt. Nur selten sind die erste und zweite Melodiezeile identisch. Der dritte melodische Abschnitt steigt dann über einen großen Tonumfang stufenweise zu dem tieferen Kadenzton ab. Die vierte Phrase mit geringem Tonumfang beendet häufig die Melodie in einer kadenzierenden Abwärtsbewegung.
Viele der Melodien sind durch ein absteigendes chromatisches Tetrachord bestimmt, daß auch ein Merkmal der m‚s¬qà andalusiyya ist. Im östlichen Mittelmeerraum lassen sich die Melodien oft den Tongattungen (makamât) der islamischen Musikwelt zuordnen. Häufig sind die Modi Hüsseynî, Ushâk, Bayâtî, Hicâz, Hicâzkâr, Pûselik, Nihâvent und Ferahfeza anzutreffen. Im westlichen Mittelmeerraum, vor allem in Marokko, wurden die Melodien, wahrscheinlich unter späterem europäischen Einfluß, diatonisiert und der Dur-/Moll-Tonalität angepaßt.
Im rhythmisch-metrischem Vortrag der Romanzen wechseln oft metrische und nicht metrische Abschnitte einander ab.Die östliche Tradition zeigt eine starke Tendenz zum metrisch und rhythmisch völlig freien Vortrag, während im westlich-marokkanischen Repertoire der abrupte Wechsel von binärem und ternärem Metrum beliebt ist.
- Una matika de ruda (Turkey)
- Una matika de ruda (Bosnia)
3 Hochzeits-Lieder (7:51)
2 Wiegenlieder (9:47)
Wiegenlied (4:38)
Wiegenlied (6:12)
Diego Pisador (16. Jh. ) /
Marokko; Algerien (7:52)
(Griechenland; Tetuan) (5:22)
(Bulgarien; Türkei; Griechenland; Lybien; Jerusalem) (9:03)
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